Di., 15.03.2022 - 16:30

In weniger als drei Wochen sind mehr als 3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. In den kommenden Wochen könnten es nach Schätzungen von UNHCR 4 Millionen sein. Es gibt derzeit 2 Millionen Binnenvertriebene, und zu den Militäroperationen kommen nun auch noch eisige Temperaturen hinzu. 

Mehr als die Hälfte der Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, haben sich nach Polen (1,8 Millionen), aber auch nach Moldawien (337’000), Ungarn (264’000), Rumänien (453’000), in die Russische Föderation (142’000) oder in die Slowakei (213’000) geflüchtet. Weitere 304'000 Menschen flohen in andere europäische Länder. 

Ukraine. Binnenvertriebene Familien fliehen nach Lwiw, um dem Konflikt weiter östlich zu entkommen. © UNHCR/Valerio Muscella
Ukraine. Binnenvertriebene Familien fliehen nach Lwiw, um dem Konflikt weiter östlich zu entkommen. © UNHCR/Valerio Muscella
Ukraine: Höchste Alarmstufe 

Am 25. Februar rief UNHCR in der Ukraine die Warnstufe 3 – die höchste Warnstufe der Agentur – und in den Nachbarländern die Warnstufe 2 aus. Die Militäroffensive führte zu einem unmittelbaren Anstieg des humanitären Bedarfs, sowohl innerhalb des Landes als auch in den Nachbarländern, die Flüchtlinge aufnehmen. Der Zugang zu den vom Konflikt betroffenen Bevölkerungsgruppen in hart getroffenen Gebieten wie Mariupol und Charkiw ist jedoch aufgrund der anhaltenden militärischen Aktivitäten und der zunehmenden Präsenz von Landminen weiterhin stark eingeschränkt. 

UNHCR unterstützt die Behörden bei der Einrichtung und Organisation von Aufnahmezentren für Binnenvertriebene. In Abstimmung mit lokalen Partnern bemüht sich UNHCR um die Deckung des dringendsten Bedarfs und stellt Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente, Unterkünfte, Hygieneartikel für Frauen und Kinder, Decken, Matratzen, Bargeld, Baumaterialien, Generatoren und Brennstoffe zur Verfügung. UNHCR entwickelt ausserdem ein Instrument zur Überwachung des Schutzes, um die Identifizierung von Personen mit besonderen Schwachstellen und Bedürfnissen zu verbessern, wie unbegleitete Kinder, gefährdete Frauen und ältere Menschen mit medizinischen Problemen. 

Natalya und ihre Mutter Yulia fanden Zuflucht im Medyka-Aufnahmezentrum. © UNHCR/Valerio Muscella
Natalya und ihre Mutter Yulia fanden Zuflucht im Medyka-Aufnahmezentrum. © UNHCR/Valerio Muscella
Lieferungen von lebensnotwendigen Gütern 

Grundlegende Hilfsgüter für rund 1,5 Millionen Menschen, die aus den weltweiten Beständen von UNHCR mobilisiert wurden, werden derzeit in die Ukraine geliefert. Mehrere Lagerhäuser wurden in Winnyzja, Uzhhorod und Czernowitz und zwei in Lwiw eröffnet, und mehrere LKWs aus Polen konnten Wärmedecken und Matratzen bringen. Tausende Decken, Matratzen, Kanister sowie Küchen- und Bauwerkzeuge wurden auch in die Zentralukraine geliefert, wo Tausende Binnenvertriebene angekommen sind. Eine humanitäre Fracht ging am 10. März nach Dnipro, um in den stark betroffenen Gebieten von Mariupol verteilt zu werden, sobald die Überbringung gesichert ist.  

 

Viele Geschäfte in der Ukraine verlangen nun Barzahlungen, was die Unterstützung mit Bargeld entscheidend macht. UNHCR bereitet sich auf den Einsatz eines Pilotprogramms für Mehrzweck-Bargeldhilfe vor, um Binnenvertriebenen bei der Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse in Lwiw zu helfen. Dieses Programm soll dann rasch auf andere Regionen ausgeweitet werden, die Binnenvertriebene aufnehmen. 

Auch in den Nachbarländern werden diese Zahlungen den Flüchtlingen zu mehr Würde und Unabhängigkeit verhelfen, bis sie arbeiten oder Sozialhilfe erhalten können. Sie ermöglichen es ihnen, Prioritäten zu setzen und gleichzeitig lokale Unternehmen zu unterstützen. 

Die sechsjährige Milana ist mit ihrer Mutter und Grossmutter geflohen. Die meisten Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. ©UNHCR
Die sechsjährige Milana ist mit ihrer Mutter und Grossmutter geflohen. Die meisten Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. ©UNHCR
Riesige internationale Solidaritätswelle

UNHCR würdigt die überwältigende Solidarität, die von den Gastländern und ihren Bewohnern sowie von Freiwilligen und humanitären Organisationen gezeigt wurde, die mit Unterkünften, Transport, Lebensmitteln sowie finanziellen und materiellen Spenden halfen. 

In der Schweiz konnte UNHCR neben der Unterstützung zahlreicher Unternehmen und Stiftungen auch auf die Grosszügigkeit der Bevölkerung zählen, um den Menschen zu helfen, die aus der Ukraine fliehen mussten. Innerhalb weniger Tage mobilisierte sich die Schweizer Bevölkerung für die humanitäre Antwort von UNHCR in der Ukraine und den Nachbarländern. Mit den bisher gesammelten Spenden können beispielsweise über 4'000 Flüchtlinge in den Nachbarländern mit lebensrettenden Bargeldhilfen unterstützt werden, um ihre grundlegendsten Bedürfnisse decken zu können. Dank Menschen wie Ihnen und mir kann UNHCR weiterhin Unterstützung leisten, und wir möchten jedem einzelnen Spender und jeder einzelnen Spenderin von ganzem Herzen für ihre Hilfe danken.

Da die Zahl der Menschen, die in der Ukraine zur Flucht gezwungen sind, weiter steigt, steigen auch ihre Bedürfnisse. Damit UNHCR allen von der Krise betroffenen Menschen helfen kann, werden mehr als 500 Millionen Schweizer Franken benötigt. Jede Ihrer Spenden und Unterstützungsaktionen für die Flüchtlinge zählt. 

Mehr information auf dem UNHCR situation portal.

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