Mi., 07.02.2024 - 14:21

Vor einem Jahr erschütterten verheerende Erdbeben Türkiye und Syrien. In beiden Ländern sind die Auswirkungen dieser Naturkatastrophen immer noch spürbar. Für Millionen von vertriebenen Menschen und ihre Gastgebenden hat sich die Lage sogar verschlechtert. Das sagte UNHCR-Sprecherin Shabia Mantoo am 6. Februar vor den Medien im Palais des Nations in Genf.

In Syrien betraf das Erdbeben fast 9 Millionen Menschen im ganzen Land. Zehntausende wurden obdachlos. Allein im Nordwesten Syriens leben mehr als 40‘000 noch immer in 70 provisorischen Aufnahmezentren. „Die Zahl der Syrerinnen und Syrer, die auf Hilfe angewiesen sind, ist auf 16,7 Millionen angestiegen – im Vergleich zu 15,3 Millionen im letzten Jahr“, so Mantoo. In Syrien tobt seit 13 Jahren ein Bürgerkrieg. 7,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner wurden innerhalb ihres Landes vertrieben. Der Krieg hat Syrien auch in eine tiefe wirtschaftliche Krise gestürzt: Fast 90 Prozent der Bevölkerung leben in Armut.

Ein Bild der Zerstörung in der türkischen Provinz Hatay nach dem Beben im Februar 2023.
Ein Bild der Zerstörung in der türkischen Provinz Hatay nach dem Beben im Februar 2023.

Türkiye ist eines der weltweit grössten Aufnahmeländer für Flüchtlinge. Das Erdbeben betraf eine Region, in der fast 2 Millionen von ihnen untergekommen waren. Trotz der umfassenden humanitären Massnahmen ist die Situation dieser Menschen und ihrer türkischen Gastgebenden immer noch prekär. Schon vor dem Erdbeben waren viele Flüchtlinge nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu decken, hatten keine Arbeit, keine geeignete Bleibe. Nach der Naturkatastrophe vom Februar 2023 ist der Bedarf an Unterkünften, medizinischer Unterstützung, Strom und anderen Grundversorgungseinrichtungen um ein Vielfaches angestiegen. Viele Betroffene sehen sich gezwungen, auf Überlebensstrategien zurückzugreifen – etwa, indem sie weniger Geld für Lebensmittel ausgeben oder Kredite aufnehmen, wie aus Berichten hervorgeht.

In beiden Ländern hat auch das emotionale Wohlbefinden der betroffenen Bevölkerung stark gelitten, wie UNHCR-Sprecherin Shabia Mantoo betonte. Sowohl in Türkiye als auch in Syrien seien bei den Beben je 60‘000 Menschen ums Leben gekommen. Zehntausende seien verletzt worden, ganze Stadtviertel in Schutt und Asche gelegt. „Viele haben Familienangehörige und Freunde verloren.“

Der syrische Überlebende Youssef Matrewawi vor einem zerstörten Gebäude in Türkiye.
Der syrische Überlebende Youssef Matrewawi vor einem zerstörten Gebäude in Türkiye.

UNHCR weiss die grosszügige Hilfe, die nach den Erdbeben geleistet wurde, sehr zu schätzen. Die UN-Flüchtlingsorganisation bittet aber um weitere Unterstützung, damit die dringendsten humanitären Bedürfnisse befriedigt werden können. Auch Sie können helfen, indem Sie uns spenden. Ganz herzlichen Dank!

Dank der Grosszügigkeit von Spenderinnen und Spendern wie Ihnen konnte UNHCR in Syrien bereits mehr als 311‘000 Menschen, die vom Beben betroffen waren, Hilfe leisten. Dazu gehört das Bereitstellen von Unterkünften, psychosoziale Unterstützung und Bargeld-Hilfe. Es wurden Hilfsgüter an mehr als 68‘000 Familien in den betroffenen Gebieten verteilt.

UNHCR unterstützt die vom Beben betroffenen Familien in Syrien mit Hilfslieferungen.
UNHCR unterstützt die vom Beben betroffenen Familien in Syrien mit Hilfslieferungen.
Zelte dienen den Menschen in der Türkei, die obdachlos wurden, als Unterkunft.
Zelte dienen den Menschen in der Türkei, die obdachlos wurden, als Unterkunft.

In Türkiye hat UNHCR mehr als 3 Millionen Hilfsgüter geliefert, darunter Zelte, Container, Hygienesets und warme Kleidung. Zusätzlich bot UNHCR mehr als einer halben Million Betroffenen Rechtsberatung an, half ihnen bei der Beschaffung von Dokumenten und kümmerte sich um Menschen mit besonderen Bedürfnissen, darunter etwa Personen mit Beeinträchtigungen.  

Shabia Mantoo sagte im Palais des Nations, UNHCR fordere, dass die Neuansiedlungsmöglichkeiten für Flüchtlinge ausgeweitet würden, um ihnen längerfristige Lösungen und einen Neuanfang gewährleisten zu können. So könne Türkiye entlastet werden.

Am Jahrestag der schweren Erdbeben erinnerte UNHCR auch der vier Kollegen und Dutzenden von humanitären Helfenden, die in Türkiye und Syrien ums Leben gekommen waren oder immer noch vermisst werden.